
Hallo ihr Lieben! 🙂
Wer hätte gedacht, dass sich anlässlich der Vergabe des Literaturnobelpreises so viel Drama entfalten kann? Erst wird die Verleihung des Preises 2018 ausgesetzt, weil sich das Gremium der Schwedischen Akademie in einen komplizierten und aufsehenerregenden Skandal verstrickte, in dem es um Verletzungen der Schweigepflicht, Betrug, Steuerhinterziehung, Sexualstrafdelikte, die im Rahmen der #metoo-Bewegung öffentlich wurden und zahllose weitere schwere Vorwürfe ging. Ich erinnere mich, dass ich damals überlegte, einen Beitrag zu diesem Thema zu verfassen, entschied jedoch, dass ich keine Lust hatte, so tief in die Materie einzutauchen, wie es nötig gewesen wäre, weil mich die Vergabe normalerweise ohnehin lediglich am Rande interessiert. Schaue ich mir die Liste der vergangenen Preisträger_innen an, kenne ich davon nur einen Bruchteil.
Während ich also beschloss, dass mich der Skandal nicht wirklich tangierte, organisierte sich das Gremium neu. Einige Mitglieder traten zurück, darunter auch die Ständige Sekretärin Sara Danius, die sich sehr darum bemüht hatte, den Eklat transparent zu behandeln. Dieses Jahr sollte dann alles wieder seinen gewohnten Gang gehen. Am Donnerstag wurde bekannt gegeben, dass die Polin Olga Tokarczuk den Literaturnobelpreis nachträglich für 2018 erhält. Diese Auszeichnung ist nicht unumstritten, denn es gibt Stimmen, die die Meinung vertreten, dass es ein Zeichen des Respekts für die von den Sexualstraftaten des Skandals betroffenen Frauen gewesen wäre, komplett auf die Verleihung zu verzichten. Der Preisträger von 2019 ist der Österreicher Peter Handke, dessen Name mir sogar geläufig ist. Ich gratuliere beiden von Herzen. Am Samstag wurde dann die Nachricht veröffentlicht, dass Sara Danius, die so sehr dafür gekämpft hatte, die Integrität des Gremiums wiederherzustellen und dennoch ihren Hut nehmen musste, verstorben ist. Sie erlag einer Krebserkrankung im Alter von 57 Jahren. Mein Beileid für ihre Freunde und Familie.
Drama, Drama, Drama. Ich hoffe, dass sich die Schwedische Akademie bald von diesen herben Rückschlägen erholen und wieder ganz auf die Literatur konzentrieren kann. Trotzdem frage ich mich, ob die Vergabe des Literaturnobelpreises überhaupt noch zeitgemäß ist. Vielleicht schreibe ich doch noch einen Beitrag darüber. Was haltet ihr denn von der diesjährigen Verleihung? Habt ihr bereits Bücher von Olga Tokarczuk und/oder Peter Handke gelesen?
Nun wird es aber Zeit, mich den wirklich wichtigen Fragen der Literatur zu widmen: im Rahmen der Montagsfrage von Antonia von Lauter&Leise!
Welches Buch, das man nach allgemeiner Meinung gelesen haben sollte, hast du noch nicht gelesen? Warum nicht?
Ich finde, diese Frage, die übrigens von Aequitas et Veritas stammt, passt hervorragend zum Thema Nobelpreisträger_innen. Seien wir ehrlich, wer hat schon in das Werk aller bisher Ausgezeichneten hineingeschnuppert? Außer dem Gremium vermutlich nur eine Handvoll Leser_innen weltweit. Wie ich bereits in der Einleitung erwähnte, kenne ich den Großteil nicht einmal und ich habe auch kein Interesse daran, sie alle kennenzulernen. Meiner Ansicht nach ist das nicht schlimm. Denn was ist das überhaupt, die „allgemeine Meinung“? 2014 habe ich mich mit 5 verschiedenen literarischen Bestenlisten auseinandergesetzt, die das Time Magazine, die ZEIT, das ZDF, die BBC und Le Monde zusammenstellten und die ihnen zufolge die Bücher enthalten, die man unbedingt gelesen haben sollte. Es gab Überschneidungen, es gab jedoch auch einige Unterschiede. Das heißt, nicht einmal die Komitees dieser journalistischen Instanzen waren sich einig. Laut Wikipedia bezeichnet der Begriff „Weltliteratur“ Werke, „die über nationale und regionale Grenzen hinweg große Verbreitung gefunden haben und die gleichzeitig als für die Weltbevölkerung bedeutsam erachtet werden“. Geht es vielleicht noch ein bisschen schwammiger? Richtet man sich nach dieser Definition, könnten darunter auch die „Hunger Games“ von Suzanne Collins zählen, aber diese moderne Young Adult – Trilogie würde wohl niemand ernsthaft als Weltliteratur bezeichnen. Deshalb halte ich die Kategorie Weltliteratur für unverbindlich. Es ist nur ein Wort, mit dem kein festes Konzept verbunden ist. Ich finde es sogar schwierig, für mich selbst eine Sammlung von Eigenschaften zu formulieren, die den Begriff beschreibt. Auf jeden Fall alt. Darüber hinaus wird es vertrackt, weil der literarische Wert eines Buches schwer in Adjektive zu fassen ist. Revolutionär? Mutig? Feinsinnig? Nein, das passt alles nicht so richtig.
Darum pfeife ich mittlerweile auf die sogenannte „allgemeine Meinung“ und lege selbst fest, welche Bücher auf meiner persönlichen Lebensleseliste stehen. Ich setze eigene Prioritäten, die meinem Geschmack entsprechen. Bei mir finden sich zum Beispiel viele Klassiker der Fantasy, denn es fasziniert mich, zu den Anfängen des Genres zurückzugehen und aus dieser Erfahrung Schlüsse zu ziehen, inwiefern es sich verändert hat. Natürlich gibt es trotzdem Überschneidungen mit der „allgemeinen Meinung“. „Moby-Dick“, das ich dieses Jahr endlich, endlich, endlich gelesen habe (Ja, ich bin immer noch stolz!) zählt wohl nach jeder Definition zur Weltliteratur.
Die heutige Frage könnte ich mit einer ellenlangen Liste beantworten. Es existieren viel mehr Bücher, die man „gelesen haben sollte“ und die ich noch nicht gelesen habe, als Bücher, hinter die ich bereits ein Häkchen setzen konnte. Meist handelt es sich ja um Klassiker und für Klassiker muss ich in der Stimmung sein, sonst hat die Lektüre keinen Sinn. Ich schaffe pro Jahr nur eine sehr begrenzte Anzahl. Demzufolge habe ich entschieden, euch heute die beiden Spitzenreiter meiner persönlichen Lebensleseliste zu nennen; die beiden Werke, die ich vor meinem Tod meiner Ansicht nach unbedingt gelesen haben muss, um beruhigt sterben zu können.
Ganz oben auf meiner Liste steht aktuell „Ulysses“ von James Joyce. Es ist nachgerückt, lange Zeit stand „Moby-Dick“ an erster Stelle. Meine ursprüngliche Entscheidung, dieses Schwergewicht lesen zu wollen, ist darauf zurückzuführen, dass das gesamte Buch an einem einzigen Tag spielt: dem 16. Juni 1904. Der 16. Juni ist mein Geburtstag, also erachte ich es als eine Frage der Ehre, selbst zu erleben, was dem Protagonisten Leopold Bloom an diesem widerfährt. Dummerweise ist das Buch allerdings auch eine monumentale Herausforderung. Ich habe schon mehrfach angefangen und musste einsehen, dass ich nicht bereit bin. Der Schreibstil ist alles andere als eingängig und da das Buch trotz des überschaubaren Zeitraums um die 1.000 Seiten umfasst, könnt ihr euch sicher denken, wie detailliert es ist. Im Moment schreckt mich das noch, aber irgendwann werde ich auch diesen Wälzer besiegen.
An Platz Nummer 2 steht ein Buch, das ich als Lokalpatriotin einfach nicht auslassen kann: „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin. Berlin ist meine Heimat, hier schlägt mein Herz und hier möchte ich eines Tages sterben. Ich liebe meine Stadt und wenn ein Autor schon ein Werk geschrieben hat, das sie so prominent behandelt und das dann auch noch zur Weltliteratur erhoben wurde, muss ich es lesen, da führt kein Weg dran vorbei. Leider ist es ähnlich schwere Kost wie „Ulysses“. Ich habe auch hier bereits reingelesen und war schockiert. Erinnere ich mich richtig, enthält es sehr abrupte Szenensprünge, die es kompliziert gestalten, Döblin zu folgen. Mal schauen, wann ich mich traue, mich diesem Kampf zu stellen. Zumindest ist es nicht so dick wie „Ulysses“. Aber was heißt das schon bei einem Klassiker.
Hinter diesen beiden Büchern tummeln sich zahllose weitere, die ungeduldig mit den Hufen scharren und gelesen werden wollen. „Krieg und Frieden“, „Das Verlorene Paradies“, „Great Expectations“, „Dune“, „Buddenbrooks“ und und und. Doch das Schöne ist ja, ihre Ungeduld existiert nur in meinem Kopf. In Wahrheit kümmert es diese Werke nicht die Bohne, wie lange sie ungelesen bei mir herumstehen. Bücher haben kein Verfallsdatum. Ihre Zeit wird kommen. Ich fürchte allerdings, meine Lebensleseliste selbst wird niemals wirklich schrumpfen, denn es kommen ständig neue Werke dazu, die ich lesen möchte, bevor ich sterbe. Das Dilemma eines Bücherwurms: die Auswahl ist größer als die zur Verfügung stehende Lebenszeit.
Welche Bücher, die zur Weltliteratur zählen, schiebt ihr vor euch her?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen motivierten Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
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Hallo ihr Lieben! 🙂
Heute möchte ich mich gemeinsam mit euch von den höchst-seriösen Bestenlisten trennen und stattdessen über eine Zusammenstellung diskutieren, die sich ausschließlich mit einem Genre befasst: Young Adult. Ich weiß, dass viele von euch diese Sparte lieben und ebenso wie ich häufig lesen, deswegen denke ich, sie kommt uns sehr entgegen. Die Liste ist eine Zusammenstellung des Rolling Stone Magazin vom Mai 2014, das ihr sicher alle kennt. In der Vergangenheit zeigte sich, dass ihr immer sehr interessiert daran seid, wie die Auswahl vonstatten ging, dieses Mal kann ich euch diese Frage aber leider nicht beantworten. Die Autorin des Artikels, Anna Fitzpatrick, schreibt lediglich, dass „sie“ (was vermutlich sie selbst und ein Team aus RedakteurInnen einschließt) sich durch hunderte Geschichten gewühlt haben, um eine Kernsammlung von Klassikern und unbemerkten Schätzen zusammenzustellen. Das Ergebnis sind 40 Romane, die Fitzpatrick als die essenziellen Bücher des Genres bezeichnet.
Lasst uns zuerst einen Blick auf ihre Auswahl werfen, bevor ich im Anschluss noch ein paar Worte dazu sage, um euch meine Meinung zu dieser Bestenliste darzulegen.

Titel |
Autor |
Elli’s Info |
“The Messenger“ |
Markus Zusak |
  |
”Miracle’s Boys“ |
Jacqueline Woodson |
|
”Uglies“ |
Scott Westerfeld |
   |
“Code Name Verity“ |
Elizabeth Wein |
  |
“(You) Set Me On Fire“ |
Mariko Tamaki |
  |
“The Raven Boys” |
Maggie Stiefvater |
   |
“Grasshopper Jungle” |
Andrew Smith |
  |
“The Catcher in the Rye” |
J.D. Salinger |
   |
“Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe” |
Benjamin Alire Sáenz |
  |
“How I Live Now” |
Meg Rosoff |
 |
“Harry Potter and the Order of the Phoenix” |
J.K. Rowling |
  |
“Eleanor & Park” |
Rainbow Rowell |
 |
“The Bell Jar” |
Sylvia Plath |
   |
“The Reluctant Journal of Henry K. Larsen” |
Susin Nielsen |
 |
“The Knife of Never Letting Go” |
Patrick Ness |
   |
“Legend” |
Marie Lu |
  |
“Adaption” |
Malinda Lo |
  |
“Boy meets Boy” |
David Levithan |
  |
“Alice, I Think” |
Susan Juby |
 |
“The Summer Prince” |
Alaya Dawn Johnson |
 |
“Firecracker” |
David Iserson |
  |
“The Outsiders” |
S.E. Hinton |
 |
“Born Confused” |
Tanuja Desai Hidier |
  |
“The Fault In Our Stars” |
John Green |
  |
“The House of the Scorpion” |
Nancy Farmer |
  |
“Monster” |
Walter Dean Myers |
  |
“If You Could Be Mine” |
Sara Farizan |
  |
“Romiette and Julio” |
Sharon M. Draper |
  |
“Vivian versus the Apocalypse” |
Katie Coyle |
  |
“The Hunger Games” (Trilogy) |
Suzanne Collins |
  |
“Gingerbread” |
Rachel Cohn |
  |
“The Perks of Being a Wallflower” |
Stephen Chbosky |
 |
“The Princess Diaries” |
Meg Cabot |
  |
“Beauty Queens” |
Libba Bray |
  |
“The Sisterhood of the Traveling Pants” |
Anne Brashares |
  |
“Ship Breaker” |
Paolo Bacigalupi |
  |
“Forever” |
Judy Blume |
  |
“Noughts & Crosses” |
Malorie Blackman |
  |
“Speak” |
Laurie Halse Anderson |
  |
“The Absolutely True Diary of a Part-Time Indian” |
Sherman Alexie |
  |
Von diesen 40 Büchern, die der Rolling Stone als lesenswert ansieht, habe ich immerhin 7 gelesen. Der Großteil ist mir aber völlig unbekannt. Möglicherweise wundert ihr euch über die Kombinationen von dem Symbol für „Unbekannt“ oder „Schon mal gehört“ mit anderen Symbolen, also möchte ich das kurz erklären. Als ich die Liste durchging, war mir bereits klar, dass ich die meisten Bücher nicht kenne. Ich hätte es ziemlich langweilig gefunden, hätte ich euch immer nur darüber informiert, dass ich keine Ahnung habe. 😀 Daher habe ich die Bücher, die ich nicht kannte oder von denen ich bisher nur gehört/gelesen hatte, recherchiert, um eine genauere Auskunft geben zu können. Das heißt, ein paar Bücher, die ich vorher nicht kannte, sind nun auf meiner Wunschliste gelandet. Bei vielen konnte ich mich nicht richtig entscheiden, daher taucht auch recht häufig der Würfel für „Vielleicht“ auf. Für mich bedeutet das, dass ich versuchen werde, ein paar Rezensionen zu lesen oder, wie im Fall von „The Fault In Our Stars“, erst einmal ein anderes Buch des Autors oder der Autorin lesen möchte.
Ich habe eine Weile über der Zusammensetzung der Liste gebrütet, gerade weil das Auswahlverfahren nicht erklärt wurde. Ich versuchte, das Muster zu finden, was alle diese Romane gemeinsam haben und wieso ausgerechnet diese es auf die Bestenliste geschafft haben, während andere meiner persönlichen Favoriten nicht erwähnt werden. Ich glaube, ich habe den Code geknackt. Meiner Meinung nach sind all diese Bücher nicht nur Young Adult Literatur, sondern auch Initiationsliteratur. Das bedeutet, dass es nicht einfach nur ums Erwachsen-werden geht, sondern um Selbstfindung und Emanzipation, um das Zurechtfinden in der Welt und ihre Entdeckung und um das Entwickeln einer eigenen (sexuellen) Identität. Natürlich kann ich es für die Bücher, die ich nicht kenne und nicht gelesen habe, nicht zu 100% belegen, aber ich denke, solche Tendenzen sind auch in diesen Werken enthalten.
Nehmen wir doch als Beispiel mal „Harry Potter und Der Orden des Phönix“. Warum ist ausgerechnet der fünfte Band in der Bestenliste vertreten? Ich denke, es liegt an dieser Schlüsselszene gegen Ende des Buches, als Harry erkennt, dass es nicht die Gemeinsamkeiten mit Voldemort sind, die ihn ausmachen, sondern die Unterschiede. Er löst sich somit von einer Angst, die ihn begleitet hat, seit er von ihrer Verbindung weiß und grenzt sich ganz klar von all der Bosheit, die Voldemort charakterisiert, ab. Mit anderen Worten, er emanzipiert sich. Auf einer weiteren Ebene verliert Harry darüber hinaus auf gewisse Weise seine kindliche Unschuld, weil ihm das erste Mal richtig bewusst wird, dass er im Konflikt mit Voldemort sein Leben verlieren könnte und laut der Prophezeiung auch muss, will er ihn endgültig aufhalten. Der fünfte Band ist dementsprechend reichlich düster, markiert aber auch den unausweichlichen Wendepunkt der Reihe.
Ein weiteres Beispiel: „The Messenger“ (auf Deutsch: „Der Joker“) von Markus Zusak. Ich glaube, dieses Buch ist gar nicht so bekannt, aber ich habe es tatsächlich gelesen. In dieser Geschichte verwandelt der Protagonist Ed sein Leben und sich selbst von durchschnittlich zu außergewöhnlich, einfach, indem er anderen Menschen hilft. Er findet seinen Platz in der Welt und findet heraus, was für ein Mensch er ist bzw. wie er sein will. Es ist eine rührende Geschichte von Entwicklung und Selbstfindung, die mir gut gefallen hat.
Ich könnte jetzt natürlich jedes Buch durchkauen, das ich von dieser Liste gelesen oder von dem ich bereits gehört habe, aber ich denke, es ist klar, worauf ich hinaus will. Der Rolling Stone hat nicht einfach nur gute YA Romane herausgesucht. Die Bücher ihrer Liste übermitteln alle eine wichtige Botschaft, die vor allem die Zielgruppe positiv beeinflussen soll. Ich denke, das ist der Grund, warum beispielsweise die Delirium-Trilogie nicht auftaucht und auch relativ wenig Fantasy vertreten ist.
Trotzdem landeten sie nicht alle auf meiner Wunschliste, denn erstens bin ich mittlerweile über den Punkt, an dem ich mich in meiner eigenen Entwicklung verloren fühlte, hinaus und zweitens interessiert mich einfach nicht alles.
„The Sisterhood of the Traveling Pants“ – dafür bin ich wirklich zu alt. Ich kenne die Geschichte, weil ich den Film gesehen habe (unfreiwillig, das ist so ein typischer Sonntag-Nachmittag-Pro-7-Film, wenn nichts besseres läuft) und hab immer nur gedacht „Als ob eure Freundschaft wirklich für immer halten würde“.
„Romiette and Julio“ – ich kann mir ziemlich genau vorstellen, wie das Buch aufgebaut ist und denke deswegen nicht, dass ich es unbedingt lesen muss.
„The Summer Prince“ – ich habe den Klappentext gelesen und habe nicht richtig kapiert, worum es gehen soll. Also habe ich das Interesse verloren.
Ein paar neue Werke habe ich auf diese Weise allerdings schon gefunden. Ganz besonders stark ist das „HABEN MUSS“-Gefühl bei „If You Could Be Mine“ von Sara Farizan. Als ich den Klappentext gelesen habe, hatte ich Gänsehaut. Es geht um ein lesbisches Paar im Iran, die selbstverständlich eigentlich nicht zusammen sein dürfen und ihre Liebe deswegen geheim halten müssen. Als eine der beiden verheiratet werden soll, findet die andere eine haarsträubende Möglichkeit, wie sie selbst ihre Liebste heiraten könnte: sie müsste behaupten, transsexuell zu sein und eine Geschlechtsangleichung vornehmen lassen. Ist ihre Liebe es wert, ihr wahres Ich zu opfern?
Diese Geschichte klingt so schmerzhaft und aufrüttelnd, dass ich es sofort auf meine Wunschliste gesetzt habe. Ich denke, ich werde das Buch bestimmt auch bald kaufen, weil ich furchtbar neugierig bin.
So, nun aber erst einmal genug von mir. Jetzt seid ihr dran. 😉
Wie findet ihr die YA Bestenliste des Rolling Stone?
Wieder einmal habe ich mir ein paar Diskussionsfragen ausgedacht, an denen ihr euch orientieren könnt, aber natürlich nicht müsst. Jeder Gedanke ist willkommen. 🙂
- Welche dieser Bücher habt ihr bereits gelesen?
- Welche dieser Bücher möchtet ihr noch lesen?
- Welche dieser Bücher würdet ihr niemals auch nur mit der Kneifzange anfassen?
- Findet ihr, dass alle diese Bücher ihren Platz in der Bestenliste zu Recht haben?
- Was haltet ihr von meiner Theorie zur Initiationsliteratur?
Ich freue mich wie eine Schneekönigin auf eure Meinungen und Kommentare, denn endlich kommen wir mal wieder zum Diskutieren! 😀 Teilt eure Gedankenwelt mit mir; ich bin sicher, dabei entstehen wieder völlig neue, interessante Blickwinkel. Und jetzt:
Let’s talk about… die YA Bestenliste des Rolling Stone!
(Quelle: When Holden Met Katniss: The 40 Best YA Novels)
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Schlagwörter: 40 Bücher, Bestenliste, Botschaft, Diskussion, Februar 2015, Initiationsliteratur, Let's talk about, Rolling Stone, Young Adult
So meine Lieben. Endlich, endlich, endlich habe ich es geschafft, die fünf Bestenlisten, über die wir unter dem Motto „Let’s talk about…“ diskutiert haben, ein bisschen zu analysieren und das Ganze dann auch noch nett zu verpacken. Es hat wirklich lange gedauert, war viel Arbeit und ich hatte sehr oft keine Lust dazu, doch jetzt ist es tatsächlich vollbracht! 😀
Zur Erinnerung: im letzten Jahr haben wir uns gemeinsam fünf verschiedene Bücher-Bestenlisten angesehen: die Top 100 des Time Magazine, die Top 100 der ZEIT, die Top 100 von Le Monde, „The Big Read“ der BBC und „Das Große Lesen“ des ZDF. Mir ging es darum, euch zu zeigen, welche Bücher in unterschiedlichen Ländern unter unterschiedlichen Auswahlkriterien als lesenswert angesehen werden und welche dieser Bücher ich davon auch tatsächlich gelesen habe, welche ich noch plane zu lesen und welche ich nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würde. Außerdem wollte ich von euch wissen, wie ihr über diese Bestenlisten denkt und wie viel Erfahrung ihr mit diesen Büchern bisher sammeln konntet. Die Ergebnisse variierten stark, was mich veranlasste, über Gemeinsamkeiten und Unterschiede nachzudenken.
Also habe ich mir vor vielen Monaten vorgenommen, herauszufinden, ob es bestimmte Trends gibt. Das Ergebnis meiner Bemühungen ist an erster Stelle eine äußerst umfangreiche Excel-Datei. 😉 Nein, Spaß beiseite. Ich habe mich auf die AutorInnen konzentriert, denn seien wir ehrlich, hätte ich auch noch versucht, das Ganze nach Genre, Alter, etc. aufzuschlüsseln, wäre ich nie fertig geworden.
Ein paar Worte dazu, wie ich die Analyse erstellt habe: ich habe mir die Nationalität jedes Autors und jeder Autorin angesehen. In meiner tollen Excel-Tabelle hab ich das dann verzeichnet. Zusätzlich habe ich nach Übereinstimmungen gesucht, also ob bestimmte AutorInnen in mehreren Listen auftauchen. Und zu guter Letzt hat mich die Geschlechterverteilung so sehr beschäftigt, dass ich unbedingt herausfinden wollte, wie viele Frauen denn nun tatsächlich vertreten sind.
Jetzt bekommt ihr erst einmal meine Ergebnisse als Infografik zu sehen, danach werde ich noch ein paar Worte dazu sagen. Bereit? Dann geht es jetzt los! 😀

Tja, so sieht es aus, wenn man 5 Bücher-Bestenlisten mit je 100 Büchern filtert und aufschlüsselt.
Wie ihr seht, ist die Auswahl jeder Bestenliste extrem national geprägt, was vermutlich einfach natürlich ist. Vielleicht ist es naheliegend, dass man sich erst einmal nach AutorInnen im eigenen Land umsieht, bevor man einen Blick über die Grenze wagt. Trotzdem hätte ich nie damit gerechnet, dass es SO eindeutig ist.
Interessant fand ich, dass es in jeder Liste Ausreißer gibt. Ist euch beispielsweise aufgefallen, dass Kolumbien tatsächlich in drei Listen auftaucht? Na ja, ganz so erstaunlich ist das nicht, wenn man weiß, um welchen Autor es sich dabei handelt: Gabriel García Márquez. Es gibt einige Fälle wie diesen, in dem ein Land in mehreren Listen vertreten ist, aber nur mit einem einzelnen Autor oder – in seltenen Fällen – einer einzelnen Autorin. Chile? Was glaubt ihr, wie ich geguckt habe, als ich heraus fand, dass das die Heimat von Isabel Allende ist, die in den Top 100 des ZDF auftaucht? 😀 Wenn ihr euch die Weltkarte anseht, wird allerdings auch schnell deutlich, das diese Ausreißer doch arg begrenzt sind und lange nicht den ganzen Globus umspannen. Der afrikanische Kontinent ist völlig unterrepräsentiert, ebenso wie die gesamte arabische Welt. Das finde ich sehr schade, obwohl mich die Ausflüge nach Indien, Nigeria oder auch Ungarn ziemlich überrascht haben.
Von den fünf Bestenlisten ist die der ZEIT definitiv die speziellste. Wie ich schon im Beitrag zu diesen Top 100 schrieb, haben wir Deutschen zum Teil ein wirklich seltsames Verhältnis zur Literatur. Drei Titel ohne AutorIn (Das Nibelungenlied, Die Erzählungen aus tausendundein Nächten und die Bibel, wobei letztere auch beim ZDF auftaucht), drei Titel, deren Autoren aus dem antiken Griechenland stammen und drei Werke aus dem antiken römischen Reich. Zusätzlich sind auch ein paar mittelalterliche Bücher dabei, die in einer Zeit entstanden, in der es Deutschland noch gar nicht gab. Das war ein bisschen schwierig, aber letztendlich hat sich herausgestellt, dass alle Autoren in einem Gebiet lebten, das aus heutiger Sicht zu Deutschland gehörte, also habe ich sie kurzerhand zu den Deutschen gezählt. Was hätte ich auch sonst tun sollen?
Ähnlich war es mit dem antiken Griechenland und dem antiken römischen Reich. Letzteres war – wie ihr sicher alle wisst – riesig. Augustinus von Hippo („Bekenntnisse“) lebte in Numidien, eine Region, die heutzutage unter anderem Namen zu Algerien gehört.
Doch ich glaube, der schwierigste Fall war Homer. Man assoziiert ihn mit dem antiken Griechenland, aber eigentlich ist nicht sicher, ob es ihn überhaupt gab. Diejenigen, die daran glauben, dass es ihn gab, sind sich nicht einig, wann er gelebt hat. Es ist so gut wie nichts über ihn bekannt. Mir blieb keine andere Wahl, als ihn dem antiken Griechenland zuzuordnen, weil das zwar eine sehr allgemeine, aber immerhin die zuverlässigste Aussage ist, die ich treffen konnte. Ihr seht, die ZEIT hat RICHTIG tief in der Geschichte gewühlt. Dadurch entstand eine Zusammenstellung, die die wenigsten Übereinstimmungen mit allen anderen Bestenlisten aufweist. Die ZEIT ist der Grund, dass es kein Buch und keineN AutorIn gibt, der/die/das (*summ*) auf allen Listen auftaucht. Alle Welt ist scheinbar der Meinung, dass man „Der Herr der Ringe“ unbedingt gelesen haben muss (meine persönliche Meinung lassen wir mal außen vor *hust*), aber nein, für die ZEIT ist J.R.R. Tolkien nicht wertvoll genug. Stattdessen steht da ein Name drauf, den bislang niemand kannte, egal, wen ich fragte. Dafür brachte er aber wirklich alle zum Lachen. 😀 Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Wer ist das??? Selbstverständlich habe ich im Zuge meiner Recherchen den entsprechenden Wikipedia-Artikel gelesen, aber schlauer bin ich dadurch auch nicht. Ihr merkt es, die Bestenliste der ZEIT hat mich beschäftigt.
Ein weiterer Grund dafür ist, dass die ZEIT offenbar komplett ignoriert hat, dass es außer Anna Seghers tatsächlich noch ein, zwei weitere Frauen gibt, die Bücher geschrieben haben. Doch damit sind sie im Prinzip ja nicht allein. Dieser Trend zieht sich durch jede unserer Listen: Frauen sind unterrepräsentiert. Ich gebe es zu, das macht mich sehr wütend. Egal, wie das Auswahlkriterium war, ob es nun der Club der weißen Männer der ZEIT war oder die Publikumswahl der BBC, generell scheinen Schriftstellerinnen weniger im Bewusstsein verankert zu sein als Schriftsteller. 357 AutorInnen, davon gerade mal 77 Frauen. Nicht mal ein Viertel. Das ist traurig, inakzeptabel und beschämend. Es wird Zeit, dass sich das ändert. Vielleicht wird es in Zukunft bei mir Autorinnen-Portraits geben, denn irgendwie muss ich ja dazu beitragen, dass die weibliche schreibende Zunft präsenter wird. Es kommt natürlich auf die Schriftstellerin an, aber würde euch so etwas grundsätzlich interessieren?
So und damit sind wir auch schon am Ende der Auswertung angelangt, zumindest von meiner Seite. Ich bin überglücklich, dass ich diesen ausstehenden Punkt nun nach so langer Zeit endlich abhaken und mich dementsprechend auch wieder neuen Bestenlisten zuwenden kann. Es gibt da nämlich noch so einige. 😉
Vor allem interessiert es mich jetzt jedoch brennend, wie ihr über diese harten Fakten denkt. Was fällt euch positiv oder negativ auf? Welche Rückschlüsse zieht ihr daraus?
Erzählt mir, was in eurem Kopf herumspukt. Selbstverständlich bin ich auch gern bereit, euch Fragen zu beantworten, soweit es mir möglich ist. 🙂
Was haltet ihr von der Auswertung der Bestenlisten?
Ich freue mich sehr darauf, mit euch über die Bestenlisten zu diskutieren, weil wir das einfach viel zu lange schon nicht mehr getan haben. Jede Meinung, jedes Kommentar ist herzlich Willkommen und wie immer gilt: es gibt nichts, was nicht gesagt werden darf. 😉 Und jetzt:
Let’s talk about… die Auswertung der Bestenlisten!
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Schlagwörter: Auswertung, Autoren, AutorInnen, Übereinstimmung, BBC, Bestenliste, Geschlechterverteilung, Herkunft, Januar 2015, Länderverteilung, Le Monde, Let's talk about, Time Magazine, ZDF, ZEIT
Endlich, endlich schaffe ich es, mal wieder ein „Let’s talk about…“ zu erstellen! 😀 Wurde aber auch Zeit, oder?
Heute möchte ich mich gemeinsam mit euch mit der Bestenliste der Top 100 Bücher der BBC beschäftigen. Sie erschien 2003 und trägt den Titel „BBC Big Read“. Im Gegensatz zu all den anderen Listen, die wir bisher besprochen haben, basiert diese ausschließlich auf den Präferenzen der britischen Leser. Die Zuschauer sollten der BBC ihr „Für-alle-Zeiten“-liebstes Buch nennen. Am Ende beteiligten sich etwa 750.000 Briten. Wie immer möchte ich euch jetzt zuerst die Liste präsentieren und danach noch ein paar Worte dazu sagen.
Na denn, auf geht’s! 😀 Die Legende findet ihr hier:

Top 100 Bücher des „BBC Big Read“
Rang |
Titel |
Autor |
Elli’s Info |
1 |
„Der Herr der Ringe” |
J.R.R. Tolkien |
   |
2 |
„Stolz und Vorurteil” |
Jane Austen |
   |
3 |
„His Dark Materials” |
Philip Pullman |
 |
4 |
„Per Anhalter durch die Galaxis” |
Douglas Adams |
   |
5 |
„Harry Potter und der Feuerkelch” |
Joanne K. Rowling |
   |
6 |
„Wer die Nachtigall stört” |
Harper Lee |
 |
7 |
„Pu der Bär“ |
Alan Alexander Mine |
 |
8 |
„1984“ |
George Orwell |
  |
9 |
„Der König von Narnia“ |
C.S. Lewis |
 |
10 |
„Jane Eyre“ |
Charlotte Brontë |
 |
11 |
„Catch-22“ |
Joseph Heller |
  |
12 |
„Sturmhöhe“ |
Emily Brontë |
 |
13 |
„Gesang vom großen Feuer“ |
Sebastian Faulks |
 |
14 |
„Rebecca“ |
Daphne du Maurier |
 |
15 |
„Der Fänger im Roggen“ |
J.D. Salinger |
  |
16 |
„Der Wind in den Weiden“ |
Kenneth Grahame |
  |
17 |
„Große Erwartungen“ |
Charles Dickens |
  |
18 |
„Little Women“ |
Louisa May Alcott |
 |
19 |
„Corellis Mandoline“ |
Louis de Bernière |
 |
20 |
„Krieg und Frieden“ |
Leo Tolstoi |
 |
21 |
„Vom Winde verweht“ |
Margaret Mitchell |
 |
22 |
„Harry Potter und der Stein der Weisen“ |
Joanne K. Rowling |
   |
23 |
„Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ |
Joanne K. Rowling |
   |
24 |
„Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ |
Joanne K. Rowling |
   |
25 |
„Der Hobbit“ |
J.R.R. Tolkien |
   |
26 |
„Tess von d’Urbervilles: Eine reine Frau“ |
Thomas Hardy |
 |
27 |
„Middlemarch“ |
George Eliot |
 |
28 |
„A Prayer for Owen Meany“ |
John Irving |
 |
29 |
„Früchte des Zorns“ |
John Steinbeck |
   |
30 |
„Alice im Wunderland“ |
Lewis Carroll |
   |
31 |
„Die unglaubliche Geschichte der Tracy Baker“ |
Jacqueline Wilson |
 |
32 |
„Hundert Jahre Einsamkeit“ |
Gabriel García Márquez |
 |
33 |
„Die Säulen der Erde“ |
Ken Follet |
 |
34 |
„David Copperfield“ |
Charles Dickens |
  |
35 |
„Charlie und die Schokoladenfabrik“ |
Roald Dahl |
  |
36 |
„Die Schatzinsel“ |
Robert Louis Stevenson |
  |
37 |
„Eine Stadt wie Alice“ |
Nevil Shute |
 |
38 |
„Überredung“ |
Jane Austen |
  |
39 |
„Dune – die erste Trilogie“ |
Frank Herbert |
 |
40 |
„Emma“ |
Jane Austen |
  |
41 |
„Anne auf Green Gables“ |
Lucy Maud Montgomery |
 |
42 |
„Unten am Fluss“ |
Richard Adams |
 |
43 |
„Der große Gatsby“ |
F. Scott Fitzgerald |
   |
44 |
„Der Graf von Monte Christo“ |
Alexandre Dumas |
  |
45 |
„Wiedersehen mit Brideshead“ |
Evelyn Waugh |
 |
46 |
„Die Farm der Tiere“ |
George Orwell |
  |
47 |
„A Christmas Carol“ |
Charles Dickens |
  |
48 |
„Am grünen Rand der Welt“ |
Thomas Hardy |
 |
49 |
„Goodnight Mister Tom“ |
Michelle Magorian |
 |
50 |
„Die Muschelsucher“ |
Rosamunde Pilcher |
 |
51 |
„Der geheime Garten“ |
Frances Hodgson Burnett |
 |
52 |
„Von Mäusen und Menschen“ |
John Steinbeck |
  |
53 |
„The Stand“ |
Stephen King |
  |
54 |
„Anna Karenina“ |
Leo Tolstoi |
 |
55 |
„Eine gute Partie“ |
Vikram Seth |
 |
56 |
„Sophiechen und der Riese“ |
Roald Dahl |
 |
57 |
„Swallows And Amazons” |
Arthur Ransome |
 |
58 |
„Black Beauty“ |
Anna Sewell |
 |
59 |
„Artemis Fowl“ |
Eoin Colfer |
 |
60 |
„Schuld und Sühne“ |
Fjodor Dostojewski |
 |
61 |
„Himmel und Hölle“ |
Malorie Blackman |
 |
62 |
„Die Geisha“ |
Arthur Golden |
  |
63 |
„Eine Geschichte aus zwei Städten“ |
Charles Dickens |
  |
64 |
„Die Dornenvögel“ |
Colleen McCullough |
 |
65 |
„Gevatter Tod“ |
Terry Pratchett |
  |
66 |
„The Magic Faraway Tree“ |
Enid Blyton |
 |
67 |
„The Magus“ |
John Fowles |
 |
68 |
„Ein gutes Omen“ |
Terry Pratchett & Neil Gaiman |
 |
69 |
„Wachen! Wachen!“ |
Terry Pratchett |
 |
70 |
„Herr der Fliegen“ |
William Golding |
 |
71 |
„Das Parfum“ |
Patrick Süskind |
  |
72 |
„Die Menschenfreunde in zerlumpten Hosen“ |
Robert Tressell |
 |
73 |
„Die Nachtwächter“ |
Terry Pratchett |
  |
74 |
„Matilda“ |
Roald Dahl |
  |
75 |
„Bridget Jones’s Diary“ |
Helen Fielding |
 |
76 |
„Die geheime Geschichte“ |
Donna Tartt |
 |
77 |
„Die Frau in Weiß“ |
Wilkie Collins |
 |
78 |
„Ulysses“ |
James Joyce |
  |
79 |
„Bleak House“ |
Charles Dickens |
 |
80 |
„Charlies Doppelleben“ |
Jacqueline Wilson |
 |
81 |
„Die Zwicks stehen Kopf“ |
Roald Dahl |
 |
82 |
„I Capture The Castle“ |
Dodie Smith |
 |
83 |
„Löcher“ |
Louis Sachar |
 |
84 |
„Im Schloß“ |
Mervyn Peake |
 |
85 |
„Der Gott der kleinen Dinge“ |
Arundhati Roy |
  |
86 |
„Vicky Angel“ |
Jacqueline Wilson |
 |
87 |
„Schöne neue Welt“ |
Aldous Huxley |
   |
88 |
„Cold Comfort Farm” |
Stella Gibbons |
 |
89 |
„Magician“ |
Raymond Feist |
 |
90 |
„Unterwegs“ |
Jack Kerouac |
 |
91 |
„Der Pate“ |
Mario Puzo |
 |
92 |
„Ayla und der Clan des Bären“ |
Jean M. Auel |
 |
93 |
„Die Farben der Magie“ |
Terry Pratchett |
  |
94 |
„Der Alchimist“ |
Paulo Coelho |
 |
95 |
„Katherine“ |
Anya Seton |
 |
96 |
„Kain und Abel“ |
Jeffrey Archer |
 |
97 |
„Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ |
Gabriel García Márquez |
 |
98 |
„Girls In Love” |
Jacqueline Wilson |
 |
99 |
„Plötzlich Prinzessin“ |
Meg Cabot |
   |
100 |
„Mitternachtskinder“ |
Salman Rushdie |
  |

Vielen Dank an „Die besten Bücher der Welt“!
Wenn ihr mich fragt, ich finde diese Liste sehr natürlich. Klassiker und Unterhaltungsliteratur sind sehr vermischt, was auch meiner eigenen Bibliothek entspricht. Trotzdem ist sie auch äußerst national und englisch-sprachlich geprägt. Ich habe nicht ein einziges Buch deutscher AutorInnen entdeckt und sollte ich nichts übersehen haben, taucht außer „Der Graf von Monte Christo“ kein französisches Werk auf. Dafür haben die BritInnen keinerlei Geschlechter-Unterschiede gemacht, Frauen und Männer sind gleichermaßen vertreten.
Ich denke, durch die Umfrage der BBC kam eine Liste zustande, die den Geschmack der BritInnen widerspiegelt, aber wenig über die Qualität der Bücher aussagt. Das liegt natürlich maßgeblich am Auswahlverfahren. Ich finde, man sieht spätestens jetzt, wie unterschiedlich die Auffassung zum „besten Buch aller Zeiten“ sein kann; besonders, stellt man die Liste der BBC der Auswahl der ZEIT gegenüber. Die ZEIT hat es in meinen Augen übertrieben und nur Bücher ausgezeichnet, die einen „literarischen Mehrwert“ haben; die BBC erstellte hingegen eine Liste, die überhaupt keinen Wert auf literarische Signifikanz legte. Ich bin mit beiden Vorgehensweisen nicht zufrieden. Auf die eine Art geht lesenswerte Trivialliteratur verloren, auf die andere Art wird Literatur, die den weltweiten Kanon geprägt hat, außen vor gelassen.
Überlässt man die Auswahl ausschließlich den LeserInnen, passiert es eben, dass Dahl, Rowling, Pratchett, Austen und Dickens mehrfach vertreten sind, aber kein einziger Goethe oder Shakespeare. Was mir besonders sauer aufstößt, ist das Fehlen von Oscar Wilde. Ihr lieben BritInnen, warum ignoriert ihr einen eurer größten Literaten überhaupt? Es ist für mich unverständlich, warum mein liebster Autor von seinen Landsleuten links liegen gelassen wird.
Im Fazit glaube ich, dass der „BBC Big Read“ nur wenig aussagekräftig ist. Sie mag (teilweise) die Regale vieler BritInnen repräsentieren, aber ich glaube, durch die Fragestellung nach dem „Für-alle-Zeiten“-liebsten Buch ist das Ergebnis verzerrt. Dadurch entstand keine Liste der besten Bücher, sondern der beliebtesten. Das ist meiner Meinung nach eindeutig ein Unterschied. Vielleicht hätte die BBC einfach anders fragen sollen. Vielleicht hätten sie ihre Zuschauer nach dem wertvollsten Buch aller Zeiten fragen sollen.
Oder, was sicher die beste Herangehensweise gewesen wäre, sie hätten wie Le Monde eine Vorauswahl treffen sollen.
Was haltet ihr vom „BBC Big Read“?
Findet ihr auch, dass diese Liste wenig über literarische Qualität aussagt? Ihr wisst ja, dass die Diskussionsfragen in etwa immer die gleichen sind, ich wiederhole sie jetzt aber trotzdem noch einmal für euch, damit ihr euch wieder an ihnen orientieren könnt. 🙂
- Welche dieser Bücher habt ihr bereits gelesen?
- Welche dieser Bücher möchtet ihr noch lesen?
- Welche dieser Bücher würdet ihr niemals auch nur mit der Kneifzange anfassen?
- Findet ihr, dass alle diese Bücher ihren Platz in der Bestenliste zu Recht haben?
- Findet ihr, dass ein paar AutorInnen zu häufig vertreten sind?
Im „Let’s talk about…die Bestenliste von Le Monde“ habe ich geschrieben, dass die Liste der BBC die letzte ist, die “100 beste Bücher der Welt” zu bieten hat, aber da habe ich mich geirrt und muss mich deswegen bei euch entschuldigen. Es fehlt doch noch eine, diesmal wieder aus deutscher Sicht: die Bestenliste des ZDF. Diese letzte Liste möchte ich noch mit euch besprechen, bevor ich mir die Zeit nehme und unsere bisherigen Listen ein bisschen statistisch analysiere.
Jetzt freue ich mich aber erst mal auf eure Antworten, Meinungen und Kommentare. 🙂
Let’s talk about… die Bestenliste der BBC!
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Schlagwörter: 100 beste Bücher, August 2014, BBC, BBC Big Read, Bestenliste, Let's talk about
Ab heute möchte ich mit euch über die zweite Buch – Bestenliste diskutieren. Diese stammt von der ZEIT; ich habe sie mir bei „Die besten Bücher der Welt“ ausgeborgt (das Logo dieser Seite findet ihr unterhalb der Tabelle). Ich möchte euch nun zuerst die Liste präsentieren, inklusive den Symbolen, die euch zeigen, welche Beziehung ich bisher zu den Büchern habe. Im Anschluss werde ich dazu noch ein paar Worte sagen, denn es gibt ein paar Punkte, die mir aufgefallen sind.
Die Legende zu den Symbolen findet ihr wieder hier:

Top 100 Bücher der ZEIT
Rang |
Titel |
Autor |
Elli’s Info |
1 |
„Die Bibel“ |
– |
  |
2 |
„Odyssee“ |
Homer |
  |
3 |
„Apologie“ |
Platon |
  |
4 |
„Aeneis“ |
Vergil |
  |
5 |
„Germania“ |
Tacitus |
 |
6 |
„Daphnis und Chloe“ |
Longos |
  |
7 |
„Bekenntnisse“ |
Augustinus |
  |
8 |
„Die Erzählungen aus tausendundein Nächten“ |
– |
(teilweise) |
9 |
„Parzival“ |
Wolfram von Eschenbach |
 |
10 |
„Tristan“ |
Gottfried von Straßburg |
  |
11 |
„Das Nibelungenlied“ |
|
  |
12 |
„Die Göttliche Komödie“ |
Dante Alighieri |
  |
13 |
„Das Decameron“ |
Giovanni Boccaccio |
 |
14 |
„Utopia“ |
Thomas Morus |
 |
15 |
„Gargantua und Pantagruel“ |
François Rabelais |
  |
16 |
„Essais“ |
Michel de Montaigne |
  |
17 |
„Der abenteuerliche Simplicissimus“ |
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen |
  |
18 |
„Pensées“ |
Blaise Pascal |
 |
19 |
„Robinson Crusoe“ |
Daniel Dafoe |
 |
20 |
„Gullivers Reisen“ |
Jonathan Swift |
 |
21 |
„Tom Jones“ |
Henry Fielding |
 |
22 |
„Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman“ |
Laurence Sterne |
 |
23 |
„Candide“ |
Voltaire |
 |
24 |
„Die Leiden des jungen Werther“ |
Johann Wolfgang von Goethe |
  |
25 |
„Anti-Goeze“ |
Gotthold Ephraim Lessing |
 |
26 |
„Die Bekenntnisse“ |
Jean-Jaques Rousseau |
  |
27 |
„Anton Reiser“ |
Karl Philipp Moritz |
 |
28 |
„Zum ewigen Frieden“ |
Immanuel Kant |
  |
29 |
„Der arme Mann in Tockenburg“ |
Ulrich Bräker |
 |
30 |
„Ästhetische Schriften“ |
Friedrich Schiller |
  |
31 |
„Jaques der Fatalist und sein Herr“ |
Denis Diderot |
 |
32 |
„Siebenkäs“ |
Jean Paul |
 |
33 |
„Hyperion“ |
Friedrich Hölderlin |
 |
34 |
„Sudelbücher“ |
Georg Christoph Lichtenberg |
 |
35 |
„Die Wahlverwandtschaften“ |
Johann Wolfgang von Goethe |
 |
36 |
„Erzählungen“ |
Heinrich von Kleist |
  |
37 |
„Das Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreunds“ |
Johann Peter Hebel |
  |
38 |
„Kinder- und Hausmärchen“ |
Die Brüder Grimm |
 (vmtl. nicht alle) |
39 |
„Kater Murr und Kreisler“ |
E. T. A. Hoffmann |
 |
40 |
„Geschichte meines Lebens“ |
Giacomo Casanova |
  |
41 |
„Aus dem Leben eines Taugenichts“ |
Joseph von Eichendorff |
 |
42 |
„Rot und Schwarz“ |
Stendhal |
  |
43 |
„Lenz“ |
Georg Büchner |
  |
44 |
„Verlorene Illusionen“ |
Honoré de Balzac |
 |
45 |
„Oliver Twist“ |
Charles Dickens |
 |
46 |
„Die toten Seelen“ |
Nikolaj Gogol |
 |
47 |
„Entweder – Oder“ |
Søren Kierkegaard |
 |
48 |
„Deutschland. Ein Wintermärchen“ |
Heinrich Heine |
  |
49 |
„Phantastische Erzählungen“ |
Edgar Allan Poe |
 |
50 |
„Moby Dick“ |
Herman Melville |
 |
51 |
„Parerga und Paralipomena“ |
Arthur Schopenhauer |
 |
52 |
„Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ |
Karl Marx |
 |
53 |
„Märchen“ |
Hans Christian Andersen |
 (nicht alle) |
54 |
„Der grüne Heinrich“ |
Gottfried Keller |
 |
55 |
„Madame Bovary“ |
Gustave Flaubert |
  |
56 |
„Oblomow“ |
Iwan Alexandrowitsch Gontscharow |
 |
57 |
„Die Elenden“ |
Victor Hugo |
  |
58 |
„Alice im Wunderland“ |
Lewis Carroll |
  |
59 |
„Väter und Söhne“ |
Iwan Turgenew |
 |
60 |
„Abu Telfan oder Die Heimkehr vom Mondgebirge“ |
Wilhelm Raabe |
 |
61 |
„Krieg und Frieden“ |
Leo Tolstoi |
   |
62 |
„Erzählungen“ |
Adalbert Stifter |
  |
63 |
„Die Dämonen“ |
Fjodor Dostojewski |
  |
64 |
„Menschliches, Allzumenschliches“ |
Friedrich Nietzsche |
  |
65 |
„Germinal“ |
Émile Zola |
 |
66 |
„Sohn einer Magd“ |
August Strindberg |
 |
67 |
„Hunger“ |
Knut Hamsun |
 |
68 |
„Das Bildnis des Dorian Gray“ |
Oscar Wilde |
  |
69 |
„Erzählungen“ |
Anton Tschechow |
  |
70 |
„Der Stechlin“ |
Theodor Fontane |
 |
71 |
„Buddenbrooks“ |
Thomas Mann |
 |
72 |
„Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ |
Robert Musil |
 |
73 |
„Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ |
Rainer Maria Rilke |
  |
74 |
„Der Untertan“ |
Heinrich Mann |
 |
75 |
„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ |
Marcel Proust |
 |
76 |
„Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ |
Jaroslav Hašek |
 |
77 |
„Ulysses“ |
James Joyce |
  |
78 |
„Manhattan Transfer“ |
John Dos Passos |
 |
79 |
„Das Schloss“ |
Franz Kafka |
  |
80 |
„Der Steppenwolf“ |
Hermann Hesse |
 |
81 |
„Berlin Alexanderplatz“ |
Alfred Döblin |
  |
82 |
„Spuren“ |
Ernst Bloch |
 |
83 |
„Das Unbehagen in der Kultur“ |
Sigmund Freud |
 |
84 |
„Mein Leben“ |
Leo Trotzki |
 |
85 |
„Licht im August“ |
William Faulkner |
 |
86 |
„Erzählungen“ |
Franz Kafka |
  |
87 |
„Tagebücher“ |
André Gide |
  |
88 |
„Das siebte Kreuz“ |
Anna Seghers |
  |
89 |
„Der Fremde“ |
Albert Camus |
  |
90 |
„Erzählungen“ |
Heinrich Böll |
  |
91 |
„Querelle“ |
Jean Genet |
 |
92 |
„Der alte Mann und das Meer“ |
Ernest Hemingway |
  |
93 |
„Stiller“ |
Max Frisch |
  |
94 |
„Traurige Tropen“ |
Claude Lévi-Strauss |
 |
95 |
„Das letzte Band“ |
Samuel Beckett |
 |
96 |
„Die Blechtrommel“ |
Günter Grass |
  |
97 |
„Die Wörter“ |
Jean-Paul Sartre |
  |
98 |
„Geschichten von Herrn Keuner“ |
Bertolt Brecht |
  |
99 |
„Jahrestage“ |
Uwe Johnson |
 |
100 |
„Don Quijote“ |
Miguel de Cervantes Saavedra |
 |

Vielen Dank an „Die besten Bücher der Welt“!
Ganz schön heftiger Stoff, oder?
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, enthält diese Liste einerseits ein Ranking und andererseits wesentlich mehr Bücher, die ich niemals lesen möchte als die Top 100 Liste des Time Magazine.
Wenn ihr mich fragt, wir Deutschen habe eine absonderliche Beziehung zu Literatur. Ich habe das Gefühl, in Deutschland kann ein Buch erst dann auf einer Bestenliste landen, wenn es mindestens 100 Jahre alt ist und einen „intellektuellen Mehrwert“ hat. Wir sind stolz auf unsere Kultur der Dichter und Denker (und das auch zurecht), aber dadurch scheint es verboten zu sein, trivialere Literatur auf solchen Bestenlisten zu verewigen. Muss man wirklich den „Parzival“ gelesen haben? Ist Immanuel Kants „Zum ewigen Frieden“ tatsächlich besser als „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde? Warum hat die ZEIT überhaupt ein Ranking integriert?
Außerdem ist mir aufgefallen, dass die ZEIT (falls ich niemanden übersehen habe) genau einer Autorin Beachtung schenkt: Anna Seghers. Als Feministin empfinde ich das als schlechten Witz. Wo sind all die großen Damen der Literatur? Der deutsche Literatur – Kanon scheint noch immer vor allem männlich und weiß zu sein. Da sträuben sich mir alle Nackenhaare und meine Fußnägel beginnen, sich zu kräuseln. Schwarze Literatur ist (wieder: falls ich niemanden übersehen habe) überhaupt nicht vertreten.
Insgesamt ist in dieser Auflistung meiner Meinung nach überhaupt keine Verhältnismäßigkeit gegeben. Die klugen Menschen der ZEIT halten also die Bibel für das weltweit beste Buch aller Zeiten, der Koran hingegen taucht nicht einmal auf? Kafka ist zweimal vertreten, Shakespeare aber nicht ein einziges Mal? Wo ist „Das Tagebuch der Anne Frank“, das Millionen SchülerInnen auf der ganzen Welt lesen müssen? Wo sind Astrid Lindgren, Jane Austen, Eudora Welty, Kurt Vonnegut, J.D. Salinger, Toni Morrison, Patrick Süskind, Joyce Carol Oates, Cormac McCarthy und John Steinbeck? Wo ist „Der Große Gatsby“? „Die Leiden des jungen Werther“ ist also wertvoller als der „Faust“? Entschuldigt, aber meines Erachtens nach tritt der Teufel/Mephistopheles dem Baum-umarmenden Hippie kräftig in den Hintern, zieht ihm die Unterhose hoch und hängt ihn dann an selbiger an der Garderobe im Flur auf.
Mir ist völlig klar, dass so eine Liste nicht jedes gute Buch der Geschichte enthalten kann, aber die Auswahl der ZEIT finde ich definitiv kritisch, wenn nicht sogar grenzwertig. Sie gefällt mir nicht.
Wie denkt ihr darüber? Wie findet ihr die Top 100 der ZEIT?
Ich habe mir wieder ein paar Diskussionsfragen ausgedacht, auf die ihr antworten könnt (aber definitiv nicht müsst):
- Welche Bücher dieser Liste habt ihr gelesen?
- Welche Bücher möchtet ihr noch lesen?
- Welche Bücher muss man eurer Meinung nach NICHT lesen?
- Gibt es Bücher auf dieser Liste, die ihr in der Schule lesen musstet?
- Welche Bücher fehlen euch in dieser Aufzählung?
Ich freue mich wie üblich auf alle Antworten, Kommentare und Meinungen! 🙂 Und jetzt:
Let’s talk about… die Bestenliste der ZEIT!
Nachtrag vom 03.07.2014:
Da ein paar von euch gern wissen wollten, wie diese Liste entstanden ist, habe ich mich noch einmal genauer erkundigt und einen Wikipedia-Artikel zu der Bestenliste der ZEIT gefunden. Dort ist der Auswahlprozess folgendermaßen beschrieben:
„Die Auswahl der Werke besorgte eine sechsköpfige Jury (Rudolf Walter Leonhardt, Hans Mayer, Rolf Michaelis, Fritz J. Raddatz, Peter Wapnewski und Dieter E. Zimmer), die auch die Rezensenten einlud. Einige der Werke wurden von den Jury-Mitgliedern selbst vorgestellt, die meisten Rezensenten waren aber nicht professionelle Literaturkritiker, sondern selbst namhafte Schriftsteller. […]
Die Jury legte fünf „Spielregeln“ für die Auswahl fest (Einleitung des Herausgebers, Buchausgabe, S. 8):
- Keine zeitliche Begrenzung (die Bibel kommt vor wie Günter Grass).
- Kein „verspieltes Bildungsgärtlein“ (Lautréamont oder Saint-John Perse kommen nicht vor).
- Keine nationalen Schranken (von Andersen bis Zola).
- Von jedem Autor nur ein Buch (Ausnahmen nur bei der deutschsprachigen Literatur für Goethe und Kafka).
- Keine Dramen, keine Gedichte, keine Sachbücher – es ging um eine Bibliothek der erzählenden Literatur.“
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/ZEIT-Bibliothek_der_100_B%C3%BCcher (abgerufen am: 03.07.2014))
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