Hallo ihr Lieben! :)
Letzten Montag habe ich euch vom Drama um die diesjährige Vergabe des Literaturnobelpreises erzählt. Ich hatte damit offenbar genau den richtigen Riecher, denn ob ihr es glaubt oder nicht, das Drama geht weiter und erreichte diese Woche eine neue Ebene.
Der Preisträger von 2019 ist der Österreicher Peter Handke. Ich habe bisher nichts von ihm gelesen und habe es auch nicht vor. Sein Name kommt mir vage bekannt vor, ich könnte allerdings nicht sagen, wann und in welchem Kontext ich von ihm gehört habe. In meiner Welt findet Peter Handke schlicht nicht statt. In der Welt anderer Menschen ist er hingegen durchaus präsent – auf negative Art und Weise, weshalb seine Ehrung mit dem Literaturnobelpreis diese Woche heftig kritisiert wurde. Handke machte in den 90er Jahren von sich reden, weil er anlässlich der Jugoslawienkriege mit Serbien sympathisierte und den Genozid an der bosnischen Bevölkerung verteidigte. Bosnische Schriftsteller_innen empfinden es als Affront, dass Handke nun mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, denn seine politischen Ansichten schlugen sich in seinen Werken nieder, vor allem in dem Reisebericht „Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien“. Mitglieder des Nobelkomitees hingegen rechtfertigen ihre Wahl des Österreichers mit slowenischen Wurzeln damit, dass (und ich zitiere) „eine klare Grenze zwischen einem politischen, ideologiekritischen, ethisch suchenden Diskurs und der Beschreibung und Gestaltung einer persönlichen Erfahrung zu ziehen“ sei. Man halte ihn nicht für einen Kriegshetzer, weil er stets eine friedliche Lösung der Jugoslawienkriege präferiert habe. Außerdem sei große Literatur, die sich mit schwierigen Themen wie Geschichte und Gewalt auseinandersetze, zu belohnen, denn „Eine harte Welt braucht Schriftsteller, die es mit ihr aufnehmen können“. Handke selbst weigert sich, sich zu den Vorwürfen zu äußern und lehnt Interviews mit dem Verweis darauf, er sei lediglich Schriftsteller, derzeit ab.
Tja. Ich glaube, in der heutigen Zeit muss der Literaturnobelpreis zwangsläufig eine politische Ebene haben. Wertvolle Literatur beschäftigt sich eben häufig mit politischen Entwicklungen und dem Einfluss, den diese auf die Menschen haben. Vielleicht können Literatur (zumindest die Literatur, die potenziell mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wird) und Politik heutzutage nicht mehr getrennt werden. Dennoch ist eine Auszeichnung für einen Mann, der sich offen zu Personen bekannte, die völker- und menschenrechtliche Verbrechen begingen, gelinde gesagt fragwürdig und für Opfer und Nachfahren dieser Verbrechen verletzend. Wieder lande ich bei der Frage, ob die Vergabe des Literaturnobelpreises heute noch zeitgemäß ist. Ein eigener Beitrag zu dem Thema wird immer wahrscheinlicher. Ich werde diese Option noch eine Weile in meinem Kopf hin und her wälzen, bis dahin widme ich mich zum Wochenstart erst einmal wie immer der Montagsfrage von Antonia von Lauter&Leise!
Was macht eigentlich den Reiz einer Buchmesse aus?
Ich weiß es nicht. Wüsste ich es, hätte ich vielleicht längst eine Buchmesse besucht, aber da mir nicht einfallen will, was daran so toll sein könnte, bleibe ich regelmäßig im Herbst und Frühling zu Hause, während viele andere Buchblogger_innen nach Leipzig und Frankfurt pilgern. Rein aus fachlicher Sicht ist mir klar, welche Vorteile die Messen für Verlage, Autor_innen, Journalist_innen und ja, auch Blogger_innen haben. Die Möglichkeit, sich zu vernetzen, sollte heutzutage nicht unterschätzt werden. Dennoch werdet ihr mich dort vermutlich niemals antreffen.
Ich bin so gar nicht der Typ Mensch, der sich auf Massenveranstaltungen wohlfühlt. Das Geschubse und Gedränge macht mich nur wütend und stresst mich ungemein. Ich denke nicht, dass ich meinen Besuch auf einer Buchmesse genießen könnte. Der finanzielle Aspekt spielt natürlich ebenfalls eine Rolle, denn ganz billig ist so ein Ausflug nicht, trotz möglicher Akkreditierung. Wenn ich mir überlege, wie viel Geld ich für ein einziges Wochenende ausgeben müsste, frage ich mich, ob der Nutzen diese Kosten rechtfertigt. So richtig kann ich mich mit dem Konzept der Buchmessen nämlich nicht anfreunden. Dort werden Neuerscheinungen vorgestellt, parallel dazu präsentieren sich Schriftsteller_innen und Fachpersonal. Neuerscheinungen interessieren mich nur bedingt; einerseits, weil ich meine Bücher ohnehin überwiegend gebraucht kaufe und andererseits, weil ich mittlerweile hauptsächlich auf Englisch lese. Da es sich um deutsche Buchmessen handelt, heißt das, deutsche Verlage stellen aus. Das widerspricht meine Lesegewohnheiten, denn ich verzichte auf Übersetzungen, wenn ich nicht darauf angewiesen bin. Bücher, die ich im Original lesen möchte, erscheinen auf dem englischsprachigen Buchmarkt deutlich früher, weil Übersetzungen hinfällig sind, demzufolge hätte ich mit der Vorstellung der deutschen Verlage nichts gewonnen. Ich würde ja sowieso das englische Original kaufen. Was Veranstaltungen wie Lesungen oder Frage-Antwort-Runden betrifft, bin ich ebenso skeptisch, ob mir das viel bringen würde. Ich bin mit Situationen, die es erfordern, dass ich Autor_innen Fragen stelle, grundsätzlich überfordert. Mir fällt nie etwas ein, das ich fragen könnte, besonders, weil das meist voraussetzt, dass man das aktuelle Buch dieser Person bereits gelesen hat. Ich lese Bücher aber normalerweise mit reichlicher Verspätung, was daran liegt, dass ich sie gebraucht kaufe und demzufolge länger warten muss, bis sie für akzeptable Preise verfügbar sind und einfach, weil ich sehr selten das Gefühl habe, ein Buch kurz nach der Veröffentlichung lesen zu müssen. In einer Lesung könnte ich mich heftig spoilern, in einer Frage-Antwort-Runde könnte ich nichts beitragen. Es gibt grundsätzlich nur wenige Autor_innen, die ich unbedingt treffen möchte und diejenigen, die ich live erleben möchte, kann ich ebenso gut in einem kleineren Rahmen kennenlernen, zum Beispiel, wenn sie in Berlin Lesungen abhalten. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass ich mich nicht mit anderen Blogger_innen darum prügeln muss, überhaupt einen Platz zu bekommen, denn ich habe nun schon sehr oft gelesen, dass die Veranstaltungen der populären Autor_innen auf Buchmessen hoffnungslos überlaufen sind, was mich zu meinem ersten Punkt zurückbringt: ich würde mich ärgern.
Darüber hinaus habe ich den Reiz, ein Buch auf einer Messe zu kaufen, nie ganz verstanden. Warum sollte ich das einem Besuch im Buchladen oder einer Online-Bestellung vorziehen? Alles, was ich auf einer Buchmesse kaufen würde, müsste ich ja auch wieder nach Hause schleppen, das heißt, mein Kontingent wäre bereits aus logistischen Gründen begrenzt. Mich von Berlin aus um Nachschub zu kümmern, erscheint mir wesentlich bequemer.
Ich glaube nicht, dass ich auf einer Buchmesse richtig aufgehoben wäre. Ich habe mal darüber nachgedacht, dieses Abenteuer trotzdem zu wagen, letztendlich hielten mich jedoch die oben genannten Punkte davon ab, es zu versuchen. Ich denke, es wäre eine enttäuschende Erfahrung für mich und bisher ist es niemandem gelungen, mich vom Gegenteil zu überzeugen, denn die meisten Messeberichte (so positiv sie auch sein mögen) enthalten mindestens zwischen den Zeilen Bestätigungen all meiner Skrupel. Ich wüsste ehrlich nicht, was ich da soll und deshalb kann ich die heutige Frage nur mit einem Achselzucken beantworten.
Warum sind Buchmessen für euch reizvoll?
Ich freue mich wie immer sehr auf eure Beiträge und Kommentare und wünsche euch allen einen wundervollen Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Elli ❤️
In Frankfurt sind übrigens auch viele ausländische Verlage vertreten, allerdings nur an den Fachbesuchertagen. Für die steht der Verkauf der Übersetzungsrechte im Vordergrund, weswegen die meisten von ihnen freitags schon wieder in die Heimat aufbrechen.
Aber klar, für dich kommt ja auch noch die Entfernung hinzu. Ich brauch mit dem Auto knapp 2 Stunden bis Frankfurt. Da brauch ich kein Hotel und lieg abends wieder gempütlich mit einem Buch in meinem Bett :-)
Da ich auch überweigend auf Englisch lesen, habe ich mir mittlerweile Schwerpunkte für meine Messebesuche gesetzt. Letztes Jahr hab ich mich nach Selfpublishing umgeschaut, davor das Jahr nach Technologien im Zusammenhang mit Büchern. So gibt es dann auch für mich immer noch Interessantes dort zu sehen.
Aber alles in allem muss man natürlich als LeserIn zum Glücklichsein keine Buchmesse besuchen :-)
LG
Sonja
Ich müsste mir wohl ebenfalls konkrete Ziele setzen, aber dazu müsste ich das Veranstaltungsverzeichnis durchforsten und ich gebe zu, nachdem ich das einmal für Leipzig versucht habe, war ich gleich doppelt genervt, weil es einfach zu viel ist. Ich kann einfach nicht erkennen, dass mir ein Besuch viel bringen würde…
Hach, es ist zwar toll, von lauter Lesebegeisterten umgeben zu sein, aber man verpasst auch nix ohen Buchmessenbesuch ;-) Ich spar mir dafür auch Leipzig. Zu weit, zu kompliziert, zu teuer.
„Ich glaube, in der heutigen Zeit muss der Literaturnobelpreis zwangsläufig eine politische Ebene haben. Wertvolle Literatur beschäftigt sich eben häufig mit politischen Entwicklungen und dem Einfluss, den diese auf die Menschen haben. Vielleicht können Literatur (zumindest die Literatur, die potenziell mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wird) und Politik heutzutage nicht mehr getrennt werden.“
Wesewegen für mich Buchpreise allgemein keinen Wert mehr haben. Stephen King hat die weltweite Literatur wahrscheinlich mehr beeinflusst, als die letzten Nobelpreisträger zusammen, und wird den Preis wohl nie bekommen.
Der Beitrag zur Buchmesse hätte auch von mir stammen können: Eine Menge Gedränge, eine Menge Leute, die sich profilieren wollen, gerade nachträglich auf Blogs – das ist nicht meine Welt.
Huhu,
das ist auch mein Gedanke. Deshalb denke ich wirklich darüber nach, mal was zu dem Thema zu schreiben. Ich habe schon lose mit der Recherche angefangen.
Yeah, High Five für die Zuhause-Bleiber! :D
LG
Elli
Naja, „profilieren wollen“ ist relativ. Man bekommt eine Pressekarte als Blogger und sollte dann auch anschließend darüber berichten…wie das die Presse so tut… Ich empfinde diese Beiträge aber auch gar nicht als „Profilierung“, eher als Teilen der Begeisterung.
Ich werde jetzt keine Namen nenne, aber es gibt Leute, die sich regelgerecht feiern, weil sie in Frankfurt waren. Das wird nur noch übertroffen von dem gegenseitigen Abfeiern in den Blogs, was für großartige Leute die anderen Blogger sind, und wie viel Spaß die ganzen großartigen Leute, zu denen man sich selbst zählt, doch hatten.
Irgendwie löst es bei mir den Wunsch aus, mir den Finger in den Rachen zu stecken.
Öhm ok, solche Blogs hab ich nicht auf meiner Liste. Ist vielleicht auch eine Sache des Alters 😉 Ich mich meinen Ü40 bin da sehr gelassen mittlerweile 😉
Wir sind da wirklich eine andere Generation. Die heute 36jährigen, die mit dem Internet groß geworden sind, sind da ganz anders drauf.
Wenn ich mich da mal kurz einklinken darf: ich bin selbst 30 und ich habe wie gesagt weder das Bedürfnis, auf die Messen zu fahren, noch, mich über einen Besuch zu profilieren. Also nicht alle, die mit dem Internet aufgewachsen sind, verhalten sich so. ;)
Ist klar 🙂 Aber bekommt man heute nicht vielleicht ein wenig das Gefühl, dass man nur „cool“ ist, wenn man online viele Follower hat? Oder dass man hier das große Geld machen kann, wenn man sich in Selbstdarstellung übt? Wobei ich aber auch durchaus die Leute bewundere, die völlig locker Selfies von sich präsentieren oder die sich echt Mühe geben, um tolle Instagramfotos zu machen. Ich hab eher mit dem „textlastigen“ Internet begonnen und kann besser texten als fotografieren 🙂
Nun ja, das hängt ja immer auch von der Einstellung ab. Ich musste, als ich mit dem Bloggen angefangen habe, bewusst entscheiden, dass Likes und Follower mir nicht so wichtig sind und auch heute muss ich mich manchmal noch daran erinnern, was eigentlich mein Ziel mit dem Blog ist und dass ich kein Geld damit verdienen möchte. Aber natürlich, ich denke, in Zeiten, in denen „Influencer“ als Beruf gilt, sind diese Zahlen sicher für viele das A und O.
Ich bin auch besser mit Text als mit Fotos, also sind wir da schon zwei. :D
Als ich mit dem Bloggen (andere Themen, andere Anbieter) begonnen hab, gab es da weder Likes noch Follower, weswegen ich das hier nach wie vor etwas verwirrend finde. Dafür hab ich die Stats manchmal zu sehr im Auge, obwohl ich mir immer sag, dass diese Zahlen nicht wichtig sind 🙂
Das kenne ich auch, dabei sind die von so vielen Faktoren abhängig, dass es eigentlich Quatsch ist, sich davon stressen zu lassen. :D
Deswegen habe ich mein Blog u.a. geschlossen, weil es zuviel Stress mit den Stats gibt. Wer auf die Seite geht, da um Einlass bittet, der bekommt sie auch gewährt; vorrausgesetzt, er hat selbst ein Blog, damit ich sehen kann, wen ich da reinlasse.
Oh, wegen der Stats hast du ihn geschlossen? Ich schließe Blogs, wenn ich komplett das Interesse am Thema verloren hab. Aber Zahlen und dumme Statistiken find ich schon irgendwie hinderlich, wenn man einem eigentlich netten Hobby nachgeht 😕
Es war mit ein Grund, ich wollte auch meine Privatsphäre wiederhaben. Dazu kommt, dass WP es seit der Datenschutzverordung nicht mehr zulässt, rechtskonform zu bloggen.
Wer mitlesen möchte, kann dies ja auf der Seite beantragen und kommt auch rein, wenn ich nachvollziehen kann, dass da ernsthafte Blogger hinterstecken.
Ich habe bis jetzt nur abgelehnt, wenn dies Pro-forma-WP-Accounts waren, bei denen ich nicht einschätzen konnte, wer da EInlass begehrt.
Hallo Elli,
den Wirbel um Peter Handke hatte ich noch gar nicht mitbekommen. Danke, dass du darüber berichtet hast. Ich finde das sehr interessant. Wobei ich dem Literaturnobelpreis auch kritisch gegenüber stehe.
Ich kann deine Gedanken über Buchmessen verstehen. Für mich sind sie vor allem aus Autorensicht interessant, aber ich scheue mich auch etwas vor den Menschenmengen, da ich da gerne mal Angstzustände oder Panikattacken bekomme. Ich wohne jetzt nicht sooo weit von Frankfurt entfernt, d. h. wann immer ich dort war, habe ich nicht übernachtet. Die Kosten haben sich also bisher immer im Rahmen gehalten.
Ich bewundere dich, dass du meist das englische Original liest. Das sollte ich unbedingt auch öfters machen, aber ich bin meist zu bequem dazu. :(
Liebste Grüße
Emma
Hey Emma,
wie gesagt, ich denke, es wird einen Beitrag zu dem Thema geben, da werde ich mich sicher auch noch mal mit Peter Handke befassen.
Das Lesen auf Englisch ist wie ein Muskel: je trainierter er ist, desto leichter fällt es. Klar, am Anfang ist es ein bisschen anstrengend, aber je länger man das durchzieht, desto einfacher wird es, weil Formulierungen geläufiger werden. Ich denke meist nicht mal mehr darüber nach, dass das nicht meine Muttersprache ist. :)
LG
Elli
Huhu nochmal,
super, darauf bin ich schon gespannt.
Ja, ich kommuniziere eben viel per E-Mail, Chat oder Brief auf Englisch. Aber ich denke, wenn man ein Buch im Original liest, lernt man noch besser, wie man schön in einer Sprache formuliert.
Deshalb: Für nächstes Jahr nehme ich mir vor, mehr englische Bücher zu lesen. :)
Liebe Grüße
Emma
Liebe Elli,
wenn man nicht der Typ dafür ist, ist man nicht der TYp dafür. Ich bin ein Messemensch, bin gern dort, muss aber sagen, dass es vor meinem Bloggerdasein entspannter war.
Mal sehen, ob ich zukünftig was daran ändern werde.
Liebe Grüße
Tina
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