rund ums buch
Hallo ihr Lieben :)
Morgen werde ich die Doppelrezension zu „Die Stadt des blauen Feuers“ und „Tod eines Gottes“ (Das Spiel der Götter #8) von Steven Erikson veröffentlichen. Ich habe beim Schreiben dieser Besprechung wieder einmal alle üblichen Vorgaben ignoriert und einfach aufgeschrieben, was mir durch den Kopf ging, ohne mich zum Beispiel um die Zeichenanzahl zu kümmern. Als ich die Inhaltsangabe fertig hatte, setzte ich mich an die Einleitung. Normalerweise verzichte ich für die Rezensionen von „Das Spiel der Götter“ mittlerweile auf Trivia-Infos, weil die zahlreichen Bände für sich selbst sprechen und meine Texte ohnehin lang genug werden, aber dieses Mal hatte ich aus aktuellem Anlass etwas auf dem Herzen. Ich begann, zu tippen und musste einige Stunden später einsehen, dass meine Einleitung viel zu umfangreich geworden war. Das war keine Einleitung. Das war ein eigener Beitrag. Deshalb habe ich beschlossen, diesen heute der morgigen Rezension voranzustellen. Ich muss mir etwas von der Seele reden und ich finde das Thema wichtig, darum lasse ich euch an meinen Gedanken teilhaben. Ich muss schimpfen – wo könnte ich das besser, als hier?
Die originale, englische Version von „Das Spiel der Götter“ wurde im Frühjahr 2011 mit dem Erscheinen des finalen Bandes „The Crippled God“ abgeschlossen. Für alle, die so ihre Schwierigkeiten mit Zahlen haben (wie ich), das ist 8 Jahre her. Der deutsche Verlag blanvalet begann 2012, eine schicke Neuauflage der Reihe zu veröffentlichen. Das ist 7 Jahre her. Bis heute ist die Reihe auf Deutsch nicht abgeschlossen. Dank der Teilung der zehn englischen Originalbände, die den ersten Band allerdings nicht betraf, sind aktuell 16 der 19 geplanten Bände erschienen. Das heißt, es fehlen noch immer anderthalb Bände der ursprünglichen Reihe. In den sieben Jahren seit der Neuveröffentlichung von „Die Gärten des Mondes“ schaffte es blanvalet nicht, eine vollständige, existierende Reihe zu übersetzen und auf den Markt zu bringen.

die schwingen der dunkelheit
Vorgesehene Erscheinungsdaten verschieben sich in hübscher Regelmäßigkeit. Ich illustriere das an einem Beispiel. Ich habe Band Nummer 17, „Die Schwingen der Dunkelheit“ am 02. Dezember 2016 auf meine Goodreads-Wunschliste gesetzt. Soweit ich mich erinnere, sollte dieser Band damals im Herbst oder Winter 2017 erscheinen. Daraus wurde nichts. Die Veröffentlichung der Vorgängerbände verzögerte sich, wodurch natürlich auch „Die Schwingen der Dunkelheit“ nach hinten rutschte. Als abzusehen war, dass ich länger auf das Buch warten musste, entschied ich, es vorzubestellen, damit ich das Erscheinungsdatum auf keinen Fall verpassen würde. Das war am 22. November 2017, beinahe ein Jahr, nachdem ich es meiner Wunschliste hinzugefügt hatte. Meines Wissens nach war zu diesem Zeitpunkt September 2018 als Veröffentlichungszeitraum vorgesehen. Die erste Mail von Amazon, die eine Verzögerung meiner Bestellung ankündigte, erhielt ich am 12. Juli 2018. Man bedauere sehr, dass sich das Veröffentlichungsdatum geändert habe und man nicht wie gedacht liefern könne. Das neue Datum sei der 18. März 2019. Sieben Monate später erhielt ich erneut eine Mail, am 25. Februar 2019. Wieder eine Verzögerung, wieder ein neues Veröffentlichungsdatum, der 18. November 2019. Das ist der aktuelle Stand. Sollte „Die Schwingen der Dunkelheit“ tatsächlich im November erscheinen, was ich aus naheliegenden Gründen bezweifle, obwohl ich auf das Gegenteil hoffe, habe ich seit dem Tag, an dem ich es auf meine Wunschliste setzte, beinahe drei Jahre darauf gewartet. Drei Jahre. Für ein Buch, das auf Englisch seit 10 Jahren (vollständig, nicht als zweiter Teil) verfügbar ist.
Ich verstehe, dass sich Veröffentlichungsdaten verschieben können. Ich möchte nicht leugnen, dass die Situation für mich sehr ärgerlich ist, doch mir ist durchaus bewusst, dass ich zu wenig über die organisatorischen Mechanismen eines Verlages weiß, um blanvalet die Verzögerungen guten Gewissens vorwerfen zu können. Vielleicht gibt es eine plausible Begründung. Was ich ihnen hingegen sehr wohl vorwerfe und mich langsam aber sicher immer näher an den Rand eines katastrophalen Wutanfalls treibt, dessen Druckwelle kleinere Inselstaaten auslöschen könnte, ist die mangelnde Transparenz des Verlags. blanvalet stellt keinerlei Informationen* zur Verfügung, wieso die Veröffentlichung von „Das Spiel der Götter“ eine dermaßen langwierige, entnervende Angelegenheit ist. Sie erklären nichts. Sie rechtfertigen nichts. Sie entschuldigen nichts. Die einzigen, die eine Entschuldigung anbieten, sind die armen Schweine bei Amazon, die vermutlich diverse zornige Kundenmails bearbeiten müssen, obwohl sie überhaupt keine Schuld trifft. Nicht die Verzögerungen an sich, sondern blanvalets Schweigen macht mich fuchsteufelswild.
Als Leser_innen sind wir die Existenzgrundlage jedes Verlags. Direkt oder indirekt sind wir ihre Kund_innen, diejenigen, die ihren Erfolg oder Misserfolg bestimmen. Was blanvalet da seit sieben Jahren treibt, hat nicht das Geringste mit Kundenfreundlichkeit zu tun. Es ist eine Impertinenz sondergleichen, Veröffentlichungsdaten seit Jahren immer wieder zu verschieben und noch nicht einmal eine gut zugängliche Notiz auf ihre Website zu stellen. Tut uns leid, aus Gründen XY kommt es zu Verzögerungen, wir bitten um Ihr Verständnis. Das täte nicht weh, würde aber natürlich bedeuten, öffentlich Fehler einzugestehen, was Konzerne grundsätzlich ungern tun. Ich verstehe sogar, wieso blanvalet sich offenbar scheut, auf diese Weise Transparenz zu zeigen, denn ich kann mir gut vorstellen, dass eine solche Notiz andere potenzielle Kund_innen von Käufen abhalten könnte. Macht eben keinen guten Eindruck. Es gäbe allerdings durchaus andere Optionen, zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit Amazon, anderen Buchversanden und Buchhandlungen. Die standardisierten Mails, die mir regelmäßig zugestellt werden, weil ich eine Vorbestellerin bin, könnten einen Absatz des Verlags enthalten. Es muss eine Möglichkeit geben, zumindest diejenigen zu erreichen, die vorbestellt haben, denn unsere Daten sind im System.
Mich regt die Situation unglaublich auf, weil sie mir bewusst macht, wie ausgeliefert wir den Verlagen sind. Ich kann nicht das Geringste tun. Klar, ich könnte eine wütende Mail schreiben und auf diesem Wege versuchen, herauszufinden, was eigentlich los ist. Vielleicht würde ich eine Antwort erhalten, vielleicht auch nicht. Ich weiß, dass ein entsprechender Kommentar eines anderen Lesers auf der Verlagswebsite dreist ignoriert wurde. Ich sehe blanvalet jedoch in der Bringschuld. Sie halten ihre Seite des Deals nicht ein. Doch statt etwas unternehmen zu können, muss ich hilflos zusehen und kann nur hoffen. Ich muss mich mit ihrem Schweigen abfinden, weil ich keine andere Wahl habe. Da ein und dasselbe Buch in Deutschland nicht parallel oder minimal zeitversetzt bei mehreren Verlagen erscheint (wie z.B. in den USA), was vermutlich mit dem Buchpreisbindungsgesetz zusammenhängt, kann ich nicht einmal laut „Boykott!“ schreien und zur Konkurrenz überlaufen. Will ich „Das Spiel der Götter“ auf Deutsch weiterlesen, bin ich auf blanvalet angewiesen, die mich meiner Meinung nach als Kundin seit Jahren schlecht behandeln.
Ich habe überlegt und überlegt, aber mir will keine Lösung einfallen, die mich als Leserin bemächtigen würde, blanvalet unter Druck zu setzen. Mir sind die Hände gebunden. Ich bin eine einsame Demonstrantin mit einem Schild, bildlich gesprochen. blanvalet muss nur die Vorhänge schließen und schon bin ich aus ihrem Blickfeld verschwunden. Daran ändert weder ein Boykott noch eine zornige Mail oder dieser Beitrag etwas.
Deshalb habe ich beschlossen, zum Abschluss meiner Tirade hier noch einmal meinen guten Willen zu zeigen, meinen Ärger hinunterzuschlucken und eine einfache Bitte zu formulieren: ihr guten Menschen bei blanvalet, bitte lasst mich und alle anderen Leser_innen von „Das Spiel der Götter“ nicht länger im Regen stehen. Sagt uns, was los ist. Ich verzeihe euch alles, wenn ihr mir nur endlich mitteilt, wieso sich die Veröffentlichungen der Bände so lange hinziehen. Gebt mir einen Grund, irgendeinen. Ich flehe euch an, denn ich möchte mich gar nicht ärgern. Ich will doch nur lesen.
Von euch würde ich außerdem gern wissen, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Wurdet ihr von einem Verlag ebenfalls lange hingehalten, bis die heiß ersehnte Fortsetzung erschienen ist? Ich glaube, dass wir uns darüber öffentlich austauschen sollten, damit den Verlagen bewusst wird, dass uns diese Eskapaden durchaus auffallen. Wer weiß, vielleicht ist ihnen nicht klar, dass ich mir mehr Transparenz wünsche. Lasst uns gemeinsam die Aufmerksamkeit für dieses Thema erhöhen. Meckert, jammert, beschwert euch, ich biete euch die Plattform dafür!
Alles Liebe,
Elli ❤️
 

* Ich habe auf der Verlagswebsite nach einer Erklärung gesucht, aber nichts gefunden. Es ist möglich, dass sich in den Tiefen ihres Systems eine Pressemitteilung o.ä. versteckt, die genau diese Erklärung enthält. Da man von durchschnittlichen Usern bzw. Kund_innen meiner Ansicht nach jedoch nicht erwarten kann, jahrealte Mitteilungen zu durchsuchen, halte ich diese Möglichkeit für irrelevant. Es gibt keine leicht zugängliche Erklärung, Punkt.

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