rund ums buch
Hallo ihr Lieben! :)
Die Montagsfrage ist noch immer im Umzugsurlaub, daher habe ich heute leider keine spannenden Antworten für euch. Stattdessen werde ich euch eine kleine Anekdote erzählen, die mir letzte Woche passiert ist und die mich so schockierte, dass ich sie euch nicht vorenthalten möchte.

Ich kaufe meine Bücher regelmäßig gebraucht bei Medimops. Ihre Auswahl ist gerade bei englischsprachiger Literatur wirklich gut und bisher habe ich ausschließlich positive Erfahrungen mit diesem Portal gemacht. Die Zustandsbeschreibungen sind stets ziemlich exakt, die Preise können sich sehen lassen und sie versenden schnell und zuverlässig. Ja, ich bin ein Fan von Medimops. Manchmal muss ich etwas länger darauf warten, dass ein bestimmtes Buch verfügbar ist, aber da mein SuB ohnehin überquillt, macht es mir nichts aus, ein bisschen Geduld zu beweisen.
Am 12.08., ein Sonntag, habe ich mal wieder meine Medimops-Merkliste durchgesehen, um herauszufinden, ob sie Bücher vorrätig haben, auf die ich schon eine Weile warte. Ich mache das ganz gern, weil das Gefühl, wenn ich entdecke, dass sie ein langersehntes Werk endlich auf Lager haben, einfach toll ist. Ich werde dann ganz aufgeregt und versuche, den Bestellvorgang so schnell wie möglich abzuschließen, damit mir das gute Stück nicht noch ein anderer Kunde bzw. eine andere Kundin wegschnappt.
An besagtem Sonntag erlebte ich eine dieser positiven Überraschungen, denn endlich, endlich, endlich hatte Medimops „Without A Doubt“ von Marcia Clark auf Lager. Es handelt sich dabei um die Rekapitulation des Prozesses gegen O.J. Simpson aus der Sicht der zuständigen Staatsanwältin. Der Fall O.J. Simpson beschäftigt mich, seit ich dieses Jahr die Serienverfilmung im Rahmen von American Crime Story gesehen habe. Ich habe bereits zwei Bücher zu dem Thema gelesen, „The Run of His Life: The People v. O.J. Simpson“ von Jeffrey Toobin und „If I Did It“ von O.J. Simpson selbst. Die Rezensionen stehen noch aus. „Without A Doubt“ ist das letzte, das ich noch lesen möchte, bevor ich mit dem Thema abschließe. Leider ist es gebraucht nicht ganz einfach zu bekommen, also war ich völlig aus dem Häuschen, als ich eine günstige gebundene Ausgabe in meiner Medimops-Liste entdeckte. Ich suchte mir schnell ein paar weitere Bücher aus, um auf eine Gesamtsumme von 10€ zu kommen, damit ich keine Versandkosten zahlen muss und schickte die Bestellung ab.
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Ich freute mich sehr auf mein Paket und ärgerte mich, als mir die DHL mitteilte, es solle am Mittwoch ankommen, weil ich an diesem Tag von 10-18 Uhr arbeiten musste und es dementsprechend nicht persönlich in Empfang nehmen konnte. Als ich heimkam, lag allerdings bereits eine Benachrichtigungskarte in meinem Briefkasten. Das Päckchen wartete bei einer Nachbarin auf mich. Ich stellte meinen Rucksack ab, begrüßte die Prinzessin und den Lieblingsmenschen und stapfte in den vierten Stock, um das Paket zu holen. Wieder zurück in unserer Wohnung riss ich es auf wie ein Westpaket. „Without A Doubt“ war natürlich das erste Buch, das ich aus der Verpackung befreite. Man kann sich bei Medimops nie ganz sicher sein, welche Ausgabe man erhält, deshalb schaue ich mir meine Schätze immer erst einmal genau an, pule den blöden Aufkleber auf der Rückseite ab (der dient zu Lagerzwecken) und trage sie dann mit der korrekten ISBN bei Goodreads ein.
Ich schlage also „Without A Doubt“ auf. Mir fällt auf, dass die Bindung nicht mehr ganz frisch ist und ich denke noch, dass ich beim Lesen vorsichtig sein muss, damit sich die ersten Seiten nicht lösen und durch die Gegend segeln. Ich blättere weiter, erreiche Seite 7 – und verliere die Kontrolle über meine Gesichtzüge. Meine Kinnlade rauscht zu Boden. So etwas hatte ich noch nie live gesehen. Ich kann gar nicht richtig beschreiben, welcher Anblick sich mir bot, deshalb zeige ich euch einfach die Fotos. Das müsst ihr selbst sehen:
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Seht ihr das?! Da ist ein LOCH! Ein sauber ausgestanztes Loch! Auf den Seiten befindet sich keine Schrift! Ist das zu fassen?! Sowas kennt man sonst doch nur aus Filmen, wenn beispielsweise ein Priester seinen Flachmann in einer Bibel versteckt! Oder eine Waffe. Oder irgendetwas anderes, das sicher verwahrt und vor neugierigen Augen geschützt sein soll. Ich war wie vom Donner gerührt. Stinkwütend. Medimops verspricht auf der Website, dass es sich bei allen Artikeln um GEPRÜFTE Gebrauchtware handelt – wenn dieses Buch geprüft wurde, fresse ich einen Besen samt Stiel und Borsten. Dafür hatten sie mir Geld abgenommen! Für ein Buch, das vermutlich einst ein Leben als Pseudodeko führte. Habt ihr schon mal eines der Bücher, die bei IKEA so dekorativ in den ausgestellten Billy-Regalen stehen, in die Hand genommen? Die sind leer. Genau wie meine Ausgabe von „Without A Doubt“.
Wutschnaubend griff ich zum Telefon. Ich wollte meinem Ärger auf der Stelle Luft machen, mein Geld zurückverlangen und den Service-Menschen bei Medimops zusammenstauchen. Dummerweise war es Abend und die Hotline bereits geschlossen. Ich schnürte meinen Zorn zusammen und lagerte ihn für den nächsten Tag ein.
Es war gut, dass ich nicht sofort bei Medimops anrufen konnte. Es wäre nicht richtig gewesen, den Serivemitarbeiter als Blitzableiter zu missbrauchen. Am nächsten Morgen war meine Wut deutlich abgekühlt, angerufen habe ich trotzdem. Schließlich musste ich Medimops von diesem Vorfall informieren, damit sich so etwas nicht wiederholt und ich wollte natürlich auch mein Geld für das Buch zurück. Der Mitarbeiter am Telefon war extrem entgegenkommend. Er war sogar so entgegenkommend, dass ich eigentlich noch gar nicht fertig war mit wütend sein, als unser Gespräch beendet war. Er glaubte mir sofort, veranlasste die Rückzahlung und entschuldigte sich vielmals. Mein Verstand hatte mir selbstverständlich schon die ganze Zeit zugeflüstert, dass bei einem Unternehmen dieser Größenordnung auch mal ein Buch durchrutschen kann, das eigentlich nicht verkauft werden dürfte, aber ich wollte nicht zuhören. Ich wollte sauer sein. Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte, war ich bereit, auf die Stimme der Vernunft zu hören und da der Herr am Telefon dermaßen freundlich war und die Situation völlig unkompliziert behandelte, blieb mir nichts anderes übrig, als zu verzeihen.
Mein Geld habe ich mittlerweile wieder. Das Buch musste ich nicht zurückschicken, denn weiterverkaufen können sie es ohnehin nicht. Es ist im Papiermüll gelandet, daher sind die Fotos auf der Mülltonne entstanden. Ich bin noch etwas angegnatzt, dass ich nun wieder darauf warten muss, dass „Without A Doubt“ verfügbar ist. Vielleicht kaufe ich es aber auch einfach neu, denn mir erscheint die ganze Geschichte wie ein schlechtes Omen. Ja, ich bin in solchen Dingen ein wenig abergläubisch. ;)
Ich habe aus diesem unerfreulichen Erlebnis zwei Dinge gelernt. Erstens: Bücher, in die ein Loch gestanzt ist, um darin beispielsweise einen Flachmann zu verstecken, gibt es wirklich. Sie tauchen nicht nur in Filmen auf. Und zweitens: der Kundenservice bei Medimops ist einsame Spitze.
Ich hoffe, ich konnte euch mit meiner kleinen Anekdote an diesem Montag ein bisschen unterhalten und euch darüber hinwegtrösten, dass es noch keine neue Montagsfrage gibt. Ich wünsche euch allen eine wunderbare Woche und drücke euch die Daumen, dass ihr niemals über ein Buch stolpert, das eher als Schnapsbunker dient, denn als Lektüre. :D
Alles Liebe,
Elli ❤️

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